Die SAP hat soeben Ihre Vorstellungen von einem “modernen Preismodell” präsentiert (http://news.sap.com/sappire-now-modern-pricing-modern-times/). Leider ist das sehr enttäuschend und nur konsequent, dass die DSAG hier sofort reagiert (https://www.dsag.de/pressemitteilungen/dsag-halt-sap-vorgehen-bei-der-indirekten-nutzung-fur-unzureichend).
Leider scheint die SAP AG inzwischen noch weiter von Ihren Kunden entfernt zu sein, als bisher befürchtet.
Alle Welt spricht von Digitalisierung, Vernetzung von Branchen, Disruption u.ä. Wir wollen sogar alle “Dinge” miteinander vernetzen. Mit der aktuell vorgelegten Herangehensweise werden die SAP System wohl irgendwann aussterben?!
Mich stört vor allem die große Differenz zwischen den Powerpoint Folien und der tatsächliche Alltag. SAP versucht sich gerade als Vorreiter der Digitalisierung und bringt – gefühlt im Sekundentakt – neue Produkte auf den Markt. Aber immer wenn man über tatsächliche und praxisnahe Szenarien diskutiert…stolpert man über Lizenzprobleme!
In dem aktuellen “Vorstoß” werden drei Szenarien diskutiert:
- das typische Shop-Szenario (Order-to-Cash)
- das Einaufsszenario (Procure-to-Pay)
- und das Nur Lese Szenario “Static Read”.
Das letzte Szenario ist etwas verwirrend. So wie ich das interpretiere ist dieses nämlich nur “included”, wenn der Auslöser keine “Query” war und damit kein Schreibzugriff auf SAP verbunden ist. Hmmm?
Also: das Anzeigen von Stammdaten eines Kunden in einer Webseite/App ist doch eine Query (“gibt mir die Daten von Kunde X”)? Also muss man alle vielleicht benötigten Daten vorher in einen zusätzlichen Datentopf exportieren, damit man dann darauf zugreifen darf? Soweit zur digitalen Vernetzung.
Die anderen beiden Szenarien sind wohl die üblichen und das, wo SAP Mitbewerb hat. Irgendwie werde ich aber das Gefühl nicht los, dass sich SAP hier selbst bevorteilt und die eigenen Anwendungen in den Markt drücken will. SAP Anwendungen wie Ariba (Einkauf) und Hybris (Verkauf) kosten nämlich nichts extra. Das mag legitim sein, ist aber auch ein bisschen Ausnutzen von Markmacht, oder?
Richtig ärgerlich ist, dass das Problem mit den Lizenzen und der berühmten “indirekten Nutzung” nicht wirklich neu ist und SAP seit Jahren (!!!) keine wirkliche Lösung anbieten kann. Zum Beweis hier ein älterer Beitrag der Computerwoche aus dem Jahre 2003.
Die gewählten Szenarien sind auch irgendwie praxisfern. Aus dem Blickwinkel der durch “den Kunden” getriebenen “Digitalisierung” und der Gefahr aus dem Markt getrieben zu werden…nicht zu vergessen, dass wir ja noch die “Dinge” vernetzen wollen…sind eigentlich ganz andere Szenarien an der Tagesordnung.
Einige Beispiele:
- Eine Mobile App oder Webseite, mit der Kunden Ihren Kontostand einsehen können und Ihre Stammdaten ändern können
- Formularprozesse, wo Kunden/Partner Daten eingeben und damit Prozesse (im SAP Backend) anstoßen (fernab von den diskutierten Aufträgen)
- Event Prozesse (z.B. Störung eines “Dings”, oder Login des Kunden im Shop), die an SAP gemeldet werden und irgendwas auslösen.
Das ist irgendwie näher an der Digitalisierung als das – old style – Abschicken eines Warenkorbs?
Vergessen wird auch, dass SAP nicht so umfassend ist, wie immer behauptet. Die Lücken werden seit Jahren durch die Kunden selbst oder durch die Partner geschlossen. “Enabler” ist die (geniale) Architektur, die das erlaubt und trotzdem die benötigte Robustheit bietet. Nun muss man aber manchmal auch an seine eigenen Entwicklungen von außen ran…
Liebe SAP, was kostet das bei Euch?
Solange diese grundlegenden Fragen nicht vernünftig geklärt sind und die – sogar zu recht – geforderten Lizenzgebühren der SAP sich nicht an der Realität orientieren, wird die SAP Community die Lizenzauflagen entweder ignorieren oder ausweichen. Letzteres wäre nicht wirklich im Sinne der Digitalisierung und verhindert wirkliche Innovationen.
Es besteht aber tatsächlich die Gefahr, dass sich sogar die treuesten Kunden irgendwann abwenden. Das wäre wirklich tragisch, aber manchmal muss es weh tun. So richtig schlecht ist das nicht, was da aus der Microsoft Ecke präsentiert wird. Aus technischer Sicht seid Ihr doch sowieso fast vergleichbar.
Also aufwachen und die richtigen Entscheidungen treffen!
Ein (bisher) treuer SAP Fan!